Debatte über die Zukunft der Walliser Hochschulen

Debatte über die Zukunft der Walliser Hochschulen

Das geeignete Kostüm tragen

Sitten (pac) Mai 2017: Die Dozierenden der PH-VS gehören zur Walliser Vereinigung der Dozierenden des tertiären Bereichs, die vor kurzem ihre Jahresversammlung hielt. Am Ende dieser Versammlung fand ein Podiumsgespräch statt, das demonstrierte, wie wichtig es für das Wallis ist, einen eigenen Weg für die tertiären Schule zu finden, um nicht nur eine Kopie von dem zu sein, was sich im Bereich der Hochschulen in den grossen universitären Städten wie beispielsweise Genf oder Zürich befindet.

IMG-débat-Haute-école-Buchard-Clivaz-Seppey 2253Circa dreissig Personen aus der HES-SO, der ECAV und der PH-VS verfolgten die geführte Diskussion zwischen deren Direktionsmitgliedern. Die PH-VS war ebenfalls sehr gut vertreten. Circa ein Drittel der Anwesenden stammte aus den Reihen der Dozierenden der PH-VS, darunter eine grosse Mehrheit vom Standort Brig. Als eine Art Grosser Bruder der Walliser Hochschulen kommentierte François Seppey, Direktor der HES SO, die erfreuliche Entwicklung der HES SO. Die PH-VS skizzierte dann, wie sie mit den gesetzgeberischen Modifikationen vorwärts kommt, damit sie sich gemäss dem neuen Bundesgesetz HFKG der institutionellen Akkreditierung stellen kann. Ihr Direktor, Patrice Clivaz, zeigte sich bezüglich dem Akkreditierungsprozess sehr zuversichtlich. Interessantes Faktum ist, dass die PH-VS die einzige Walliser Hochschule als direkt Mitglied von Swissuniversities ist. Patrice Clivaz gehört übrigens dem nationalen Komitee, das als Direktionsorgan von Swissuniversities wirkt. Dazu gehören zwei Vertreter der universitären Hochschulen, zwei Vertreter der Fachhochschulen und zwei Vertreter der Pädagogischen Hochschulen. Vor 4 Jahren erreichte die HES SO erfolgreich den Status einer autonomen Institution. Die PH-VS macht sich nun auch auf diesen Weg, muss dazu aber zuerst seitens des Parlamentes eine Gesetzesrevision abwarten, die aufgrund der Grössenordnung, ein wenig anders als das HES SO Modell sein kann, was die Akkreditierungskriterien zulassen. Die Zeichen, sei es im Rahmen des Parlamentes oder des Departementes sind nun sehr positiv. Dank der PH-VS ist das Wallis direkt in der Welt der Hochschulen präsent, was für einen Randkanton eine besondere Bedeutung hat. Der Walliser Ast der HES SO gehört in der Tat dem grossen Ensemble der HES SO Welschschweiz, dessen Führung auf alle Westschweizer Kantone verteilt wird. Um die Akkreditierung der PH-VS zu garantieren wird aber der Kanton Wallis sein finanzielles Engagement leicht erhöhen müssen, denn die Kosten der PH-VS sind kontinuierlich in den letzten 5 Jahren gesunken.

Die Reichen und die Armen
Zu den Grundaufträgen jeder Hochschule gehört ebenfalls die Forschung. In diesem Bereich sind Institutionen mit Forschungsaktivitäten, die direkt mit der Privatwirtschaft zu tun haben unvergleichbar privilegierter gegenüber Institutionen, die sich der Kunst oder der Pädagogik widmen. Diese Problematik der Drittmittelfindung für Forschungsprojekte kennt auch Sybile Omline, Direktorin der Kunsthochschule ECAV. Auch innerhalb der HES SO Studiengänge wie die der sozialen Arbeit, hat man Mühe, Drittmittel zu akquirieren, wie Interventionen der versammelten Personen bezeugten. Oft haben Auftraggeber die Meinung, dass Hochschulen Forschungsprojekte zu Dumpingpreisen ausführen können, doch dem ist nicht so.

Den Walliser Weg im tertiären Bereich finden
Die Aussagen von Stefan Bumann, Dienstchef für die Hochschulen, von Marylène Volpi, Präsidentin des ZMLB und von Jean-Michel Segura, Präsident der Vereinigung der Dozierenden des tertiären Bereiches gingen in die gleiche Richtung wie die von Patrice Clivaz und von François Seppey vorgestellten Postulate. Der Kanton Wallis wird keinen tertiären Wohlstand finden, wenn er versucht, die grossen urbanen universitären Zentren zu imitieren. Wenn also die Präsenz von Doktortiteln innerhalb des Lehrkörpers für Geldgeber wie beispielsweise den Nationalfonds ein Mehrwert und eine Grundbedingung ist, so bleibt der Erhalt einer privilegierten Beziehung zum Terrain ein sicherer Wert für eine Hochschule. Hochschuldozierende behalten somit die gute Verbindung als Lehrperson oder als Ingenieur. Die nationale Struktur der Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen und universitäre Hochschulen soll durch eine gegenseitige Unterstützung zwischen PHs und FHs gestärkt werden. Aufgrund der heutigen Situation können sich im Wallis nur diese beiden letzten Hochschultypen entwickeln. Denn universitäre Antennen vom Typ eidgenössische Hochschule Lausanne in Sitten sind zwar hervorragende Elemente. Es wird aber finanziell kaum für den Kanton tragbar, die in autonome universitäre Hochschulen hinaufzutreiben. Das illustriert eine anwesende Dozentin mit ihrer Aussage: „Wir müssen das für unsere Grösse geeignete tertiäre Kostüm finden“.

Foto: von l. nach r. Christina Buchard, Journalistin; Jean-Manuel Segura, Präsident der Vereinigung der Dozierenden des tertiären Bereiches; Sybille Omlin, Direktorin der kantonalen Kunstschule des Wallis; Patrice Clivaz, Direktor der PH-VS; Stefan Bumann, Chef der Dienststelle für Hochschulen; Marylène Volpi-Fournier, Präsidentin des ZMLB und François Seppey, Direktor der HES SO Valais-Wallis.